Fremde

Das mit den 'Fremden' ist im Moment u.a. auch in Gießen ein riesiges Thema.

Denn in Gießen ist die hessische Erstaufnahme (HEAE) für Flüchtlinge. Wir haben derzeit 7.500 Flüchtlinge in der Stadt und diese Platz aus allen Nähten. 

Die Vorurteile wachsen, weil angeblich die Kriminalität steigt. Aber sie steigt nur im Bagatelle-Bereich (kleine Diebstähle, Schwarzfahren), was nicht sonderlich verwunderlich ist, wenn statt 200, 7.500 Menschen ohne Geld unterwegs sind. Aber die Zahl der Verbrechen stieg nicht gleich mit der der Menschen. Das sollte berücksichtigt werden.

Andere meinen immer noch, dass die Flüchtlinge uns die Arbeitsplätze wegnehmen würden. Fakt ist aber, dass derzeit viele Menschen mit den Flüchtlingen arbeiten, die wiederum nicht arbeiten DÜRFEN! 

Und das dann dafür...eieieiei. Aber am schlimmsten finde ich diejenigen, die einfach so Gerüchte streuen. 

Dabei haben es die Flüchtlinge in den Auffanglagern wirklich so schon nicht leicht, im Moment werden z.B. 6 Ärzte gesucht, um sie einzuchecken. Die Anzahl ist einfach zu hoch, um das noch alles schnell zu regeln, so wie es eigentlich gedacht ist. So sind auch in den Notfallclearingstellen, die Plätze für die minderjährigen unbgleiteten Flüchtlinge schon sehr knapp, und die Zeit, in der sie sich dort aufhalten, wird immer länger. Von ursprünglich 2-3 Wochen verlängerte es sich schon auf 1-2 Monate, bevor sie in die richtigen Clearingsstellen kommen.

Aber es gibt ja noch Leute, die sich für Flüchtlinge einsetzen, beispielsweise die Initiative Hoffnung. In Gießen ein Zusammenschluss von Leuten aus der EFG und dem CVJM, die zweiwöchentlich in einer der beiden Notfallclearingstellen Aktionen mit den Jugendlichen machen, denn richtiges Programm steht in diesen Einrichtungen nicht auf dem Plan, weil nicht machbar. Die Teens sind sehr dankbar und über die Abwechslung glücklich, bringen einem auch selbst Sachen bei, z.B. Zaubertricks mit Karten, oder neue Knüpftechniken für Armbänder. Sie verhalten sich so gar nicht, als kämen sie gerade aus einem Krisengebiet, sie wirken einfach wie ganz normale Jugendliche, aber so werden sie leider nicht behandelt. Sie werden in den Straßen schief angeschaut, beschimpft, man setzt sich im Bus weg von ihnen, antwortet ihnen nicht auf Fragen, die in gebrochenem deutsch gestellt werden, ...Das ist richtig assig. Ich möchte nicht wissen, wie wir uns in dieser Situation fühlen würden.

Deshalb unterstütze ich diese Aktion auch mit meiner Mithilfe, auch wenn wir in den HEAE 2-3x im Jahr ein großes 'Willkommen in Deutschland'-Fest veranstalten. Die Familien waren bis jetzt immer begeistert und glücklich über die Abwechslung in den Behelfscamps, wo nur noch Zelte stehen. Sie wollen wissen, warum wir das machen, können manchmal ihr Glück kaum begreifen, die Kinder spielen mit uns, als wären wir ihre größten Helden und es ist traumhaft zu sehen, wie sie alle miteinander musizieren, dabei geben wir ihnen kaum mehr als unsere Aufmerksamkeit. Es kann so einfach sein, Glück, oder Unglück zu veranlassen: wegschauen, mittuscheln, anderen nicht widersprechen bei ihren Geschichten, mithelfen, freundlich Auskunft geben und grüßen, Stimme für die Flüchtlinge ergreifen. Mach mit - sei Hoffnung.

TEN SING Gießen in der HEAE
TEN SING Gießen in der HEAE

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