Einfach so


Manchmal kommt es einfach so, dass ich nichts mehr machen kann.

 

Heute zum Beispiel.

 

Ich hatte gestern einen wunderschönen Abend:

Zuerst war ich bei einer lieben Bekannten und wir besprachen einige Stunden ein großes Projekt bei welchem ich eine der beiden Hauptorganisatorinnen bin. Es werden etwa 300 Kinder erwartet plus etwa 80 Mitarbeitende. Das Projekt findet im Herbst statt, also ist noch einiges an Zeit übrig es zu planen. Glücklicherweise sind die Aufgabenbereiche gut aufgeteilt und meine liebe Bekannte hilft mir regelmäßig den Überblick zu bewahren und die nächsten Aufgaben abzustecken und zu terminieren.

Außerdem haben wir über unsere Vereinsstruktur geredet.

Ich mache das gerne.

Es ist eine Arbeit, die ich als wertvoll empfinde, mir Spaß macht, mich weiterbildet und ich als sinnvoll und wichtig ansehe.

Der Austausch darüber gibt mir neue Perspektiven, zeigt mir aber auch Aufgaben und macht gleichzeitig Spaß.

 

Doch das war nur Teil eins meines wunderschönen Abends.

 

Teil zwei Bestand aus drei liebenswerten jungen Männern und mir, die wir uns etwa alle 4-8 Wochen in dieser Konstellation für Filmabende, Sing Star, oder Super Smash Brothers (Oder wie heißt das andere? Ich kann es mir wirklich nicht merken) treffen. Gestern allerdings spielten wir Guitar Hero.

Das war super schön, weil ich das schon seit Jahren ausprobieren wollte, es sich aber irgendwie nie ergeben hat. 

Ich bin sehr stolz darauf mittlerweile solche Dinge ausprobieren zu können und auch eine Gruppe gefunden zu haben, in der ich mich ausprobieren kann. Früher habe ich immer, wenn es um jegliche Spiele ging, die ich nicht kannte, kategorisch abgelehnt mit zu spielen und lieber zugeschaut. Mir aber eigentlich gewünscht auch mit zu machen. Aber Scham und Angst vor Misserfolg hinderte mich daran.

Letztes Jahr hatte ich schon ein Erfolgserlebnis mit diesem Smash Bros Dings und gestern wieder mit Guitar Hero. Ich bin sehr glücklich über diese Gruppierung an grandiosen Menschen um mich herum. Ich genieße die Abende mit den drei Jungs immer sehr.

 

Nach einigen Sex an der Lahn (Vodka + Eistee) entschieden wir uns noch (da Bob Ross nur von 00:30 - 1:30 Uhr und von 06:30 - 07:30 auf br Alpha läuft) einen Yakuza Vampir Film anzuschauen, der sehr sehr sehr weird und random war. Dann war es plötzlich 4Uhr und wir beschlossen doch mal schlafen zu gehen.

Am nächsten Tag fuhr ich meinen ehm. Mitbewohner (der Teil dieser 4rer Konstellation ist), noch nach Hause. Genug geschlafen, gefrühstückt, nicht nur am Abend, sondern auch am Vormittag noch hervorragende Menschen getroffen.

 

Bis hierhin war alles gut.

 

Also fast.

 

Ich hatte nämlich bei der letzten Therapiesitzung vergessen meinen Anamnesebogen mitzubringen.

Das war am Donnerstag.

Gestern war Freitag und ich habe es wieder vergessen. Meine Therapeutin hatte mir eine SMS geschrieben, dass ich ihn unbedingt bis 18Uhr eingeworfen haben sollte, gelesen habe ich diese um 23Uhr. Ich hatte ein schlechtes Gewissen und schrieb eine Ausrede zurück und den Hinweis, dass ich ihn heute vormittag einwerfen würde.

Natürlich hatte ich auch schon am Donnerstag, als ich den Bogen erstmals vergessen hatte, gemeint ich würde ihn später einwerfen und so getan als hätte ich ihn schon ausgefüllt. ... Hatte ich aber nicht. 

Also machte ich das heute Mittag. Kam ja auch erst am Mittag zu Hause an. Konnte ihn also gar nicht wie angekündigt vormittags einwerfen.

 

Nach einigen Fragen zu Eltern und Geschwistern (Wie war die Beziehung und Einstellung zu ihnen früher und heute wechselseitig?), die auch schon anstrengend genug zu beantworten waren unter Zeitdruck, denn um 14Uhr wollte ich eigentlich zu einem weiteren Termin fahren, kamen die einfacheren Fragen: Weswegen sind Sie hier in Therapie? 

Ja, gut. Damit beschäftigt man sich ja auch eigentlich wöchentlich während der Sitzungen, deswegen ist es präsenter ... aber trotzdem irgendwie unangenehm es nochmal zu verschriftlichen. 
Und dann die nervigen Fragen: Was waren die 5 negativsten Erfahrungen im bisherigen Leben? Die ersten drei Kindheitserinnerungen? Gab es sexuelle Übergriffe? Was war an bisherigen Beziehungen befriedigend und unbefriedigend? Woran lag das? Was davon wiederholt sich immer wieder? Was sind gute und schlechte Eigenschaften an Ihnen und was halten anderen von Ihnen? 

Diese Fragen fand ich sehr anstrengend zu beantworten. 

Ich reflektiere mich oft und früher tat ich es auch gerne. Das hat nachgelassen, denn mittlerweile sehe ich mich noch um einiges klarer.

So kann ich feststellen, dass die allermeisten Streitigkeiten meiner bisherigen Beziehungen leider darauf aufbauten, dass ich meine Bedürfnisse nicht klar kommuniziert hatte. Mir dessen aber nicht bewusst war. Bzw. wenn ich mir dessen bewusst war es nicht geändert habe. ... Es ist nicht angenehm das über sich herauszufinden, es zu realisieren. Und zu sehen, was es auch mit anderen gemacht hat, die einem wichtig sind und waren.

Sich an viele negative Erfahrungen zu erinnern. Wie Menschen Grenzen, die man klar gesteckt hatte, überschritten. Wie man selbst Grenzen überschritt und mit offenen Augen Menschen verletzte.

 

 

Nach dem Ausfüllen des Fragebogens dachte ich kurz daran, dass ich bis Mittwoch eine Hausarbeit fertig schreiben muss, deren schriftliche Ausarbeitung ich noch nicht begonnen habe.

 

 

 

Und dann geschah es mal wieder: Ein ungutes Gefühl machte sich breit, ich dachte daran, dass ich später noch den Termin hatte und in etwa einer Stunde dahin aufbrechen musste. 

Vorher noch den Bogen abgeben und duschen war der Plan.

 

Panik machte sich breit.

Realistisch betrachtet könnte ich alles schaffen: Duschen, Termin, Hausarbeit, ...

 

Aber plötzlich geht gar nichts mehr.

 

Vergangenheit und Zukunft mischt sich zu einem ungewissen Brei, der sich in der Magengegend ausbreitet und sich darin äußerst, dass mir schlecht wird.

Mir wird schlecht, ich fühle mich wie ein Hund, der sich gegen die Leine stemmt, wenn ich daran denke das Haus zu verlassen.

 

Mauern bauen sich in meinem Kopf auf: Was soll ich tun Ich kann nichts tun Du bist schlecht Du kannst es nicht schaffen Du hast zu viel Zeit vertrödelt Ich muss meine Hausarbeit verlängern lassen, aber ich werde kein Attest bekommen Ich muss zu dem Termin Ich kann nicht raus 

 

Ich fühle mich eklig und habe in dem Moment keine Möglichkeit mich zu duschen. Ich merke, wie ich es nicht schaffe mich auszuziehen, im Gegenteil. Ich war bis dahin in Unterhose am Schreibtisch gesessen, und muss jetzt eine Hose anziehen. Es ist die Schlafanzughose. Obwohl es warm draußen ist ziehe ich mir die Winterjacke über. Ich muss mich an mir festhalten, als ich mich dazu entschließe aus dem Haus zu gehen, um den Bogen abzugeben, weil das muss ich unbedingt tun. Es ist absolut notwendig.

Mir ist schlecht. Ich will nicht.

Ich gehe trotzdem.

 

Aus dem Treppenhaus auf dem Hof merke ich, wie mir die warme Luft gut tut. Gleichzeitig fühle ich mich angespannt. Ich kann das warme Wetter nicht genießen. Ich habe das Gefühl nach fünf Schritten umkehren zu müssen. Ich gehe weiter zum Auto. Mir ist schlecht. Ich fühle mich angreifbar. Es ist zu laut. Es ist zu viel.

Mir ist egal, was die Nachbarn, die gerade außen sind denken, warum ich mit engumschlungenen Armen in Winterjacke und Schlafanzughose herumlaufe. Ohne Socken in den Schuhen.

Allein, dass ich mich dazu entscheide Auto zu fahren ist interessant. Die Praxis für den Bogen ist nur etwa 6min Fußweg entfernt. Aber ich schaffe es nicht zu laufen.

Im Auto geht die Musik an. Ich mache sie aus. Es ist mir zu viel.

Ich fühle mich als hätte ich etwas getrunken. Ich fahre erst 50 als ich sehe, dass jemand hinter mir ist, den ich dadurch aufhalte, dass ich zu langsam fahre. Zum Glück ist es ansonsten eine 30er Zone. Normalerweise fahre ich dort immer 40. Heute sind es gerade so 30. Ich werde müde. Und schwach.

 

Ich lasse den Schlüssel stecken während ich den Bogen in den Briefkasten werfe. Das mache ich sonst nie. Niemals. Egal wie kurz ich aussteige.

 

Ich steige wieder ein. Die Musik bleibt aus.

Ich fahre sehr langsam und unsicher zurück. Steige aus. Geh nach oben in meine Wohnung. Ich will die Jacke nicht ausziehen, mache es aber trotzdem.

 

Ich bin so müde.


Ich weiß nicht, was ich tun will. Ich trinke etwas. Hydrieren ist wichtig.

 

Ich schaffe es mich aus dem BH zu schälen, der heute sehr ungemütlich ist.

Ziehe mein Schlafshirt an. Schlafanzughose habe ich ja noch an. Und lege mich ins Bett.

 

Ich fühle mich wie auf Schmerzmitteln.

 

Glücklicherweise bin ich noch in einem WhatsApp Chat mit einem freundlichen Menschen. Wir hatten uns gerade über den gestrigen Abend und Alkohol unterhalten. Er war keiner der dabei gewesen ist.

Ich erzähle, dass ich müde bin und Panik habe und überlegt habe ihn anzurufen, aber zu müde bin und vermutlich gleich schlafen werde. 

 

Ich mache die Augen  zu und überlege, ob ich jetzt schlafen kann.

 

Ich bin müde. Aber ich will nicht schlafen. Irgendwie habe ich Angst davor zu schlafen.

 

Ich fühle mich ohnmächtig. 

 

Ich schreibe jemand anderem, dass man mich bei dem Termin um 14Uhr bitte krankheitsbedingt entschuldigen soll.

 

Ich stelle im Chat mit dem freundlichen Menschen fest, dass ich keine Angst vor dem Schlafen, sondern vor dem Einschlafprozess habe.  Ich erzähle etwas genauer, was los ist. Ich werde ermutigt zu schlafen. Ich kann nicht/ will nicht. Mir wird vorgeschlagen einen Stream oder Netflix anzumachen. Ich kann nicht, und erkläre dass es mir zu viel wäre. Wie Musik im Auto. 

" [13:36, 10.3.2018] Kann grade nix anmachen wäre alles zu viel

[13:36, 10.3.2018] Merk ich

[13:37, 10.3.2018] Klingt blöd und picky

[13:37, 10.3.2018] Aber ist grade vermutlich diese KÜMNER DICH UM MICH sache

[13:38, 10.3.2018] Sag bitte wenn's dich sehr stört. Wenn es dich aushaltbar stört bitte aushalten"

 

Ich bitte um Hilfe. Ein bisschen seltsam bitte ich um Hilfe, aber immerhin. Es wird nachgefragt, wie das "kümmern" funktionieren soll.

 

"[13:39, 10.3.2018] So"

 

Gemeint ist einfach weiter mit mir schreiben.

Das Schreiben gibt mir ein ähnliches nicht-allein-sein Gefühl, wie es das auf-dem-Sofa-im-Flur-liegen oder mit-offener-Tür-im-Zimmer-rumsitzen in der WG tat.

 

Ich merke, dass ich niemanden sehen will.

In manchen Momenten habe ich das Gefühl, ich sollte wirklich nicht allein sein. Mittlerweile schaffe ich es in diesen Momenten Notfallmenschen zu bitten vorbei zu kommen.

Jetzt will ich allein sein, aber nicht einsam. Das Schreiben schafft diese Brücke. Das ist gut für die Zukunft zu wissen.

"[13:41, 10.3.2018] Gefühl gerade wie 16 und zum ersten mal richtig betrunken plus schlecht sein . also wollen das wer da bleibt aber auch nicht so super nahe kommt"

 

Ich schreibe dem ehm. Mitbewohner, ob er wach ist. Er ist wach.

"[13:30, 10.3.2018] Du bist doch klug.

Sag mal bitte warum es nicht gesund und sinnvoll ist sich die Knöchel aufzubeissen

[13:30, 10.3.2018] Wenn man Stress und Panik haz

[13:31, 10.3.2018] Dass das gar nichts bringt und so. Pls

[13:31, 10.3.2018] ✌"

Ich hoffe ihn damit nicht zu überfordern.

Er bringt ein gutes Argument: Menschlicher Speichel ist die erste Stufe der Verdauung. Diverse Bakterien, die unter der Haut nichts zu suchen haben. 

Er fragt nach warum ich Panik habe. Ihm kann ich das in drei Stichpunkten erklären. Es ist angenehm keine langen Geschichten mitteilen zu müssen. Oder auch nur zusammenhängende Sätze.

Erzähle, dass ich wie tot im Bett liege.

 

Er bittet mich nicht meine Knöchel aufzubeißen.

Das habe ich bisher zwei mal in meinem Leben gemacht, erkläre ich jetzt dem anderen Chatmenschen: Einmal als ich etwa 15 oder 16 war und ein Buch von Dan Brown las und alle Fingernägel schon aufgebraucht waren. Ich fand den Schmerz damals nicht vorhanden, ob er spannenden Lektüre bis relativ angenehm. Am nächsten Tag habe ich es bereut, weil ich unterschätzt hatte wie viel man seine Knöchel bewegt und wie weh das dann tut.

Als ich 19 oder 20 war habe ich es nochmal gemacht. Damals aus Ohnmacht. Man könnte es als Äquivalent zu Ritzen auslegen. Vielleicht. Damit kenne ich mich nicht aus. Aber vielleicht ist es ähnlich. 

Nun hatte ich wieder den Gedanken. Durch das Argument des Mitbewohners und seine Nachfrage, was mich in Panik versetzt ist der Gedanke allerdings verflogen. Deswegen kann ich ihm auf seine Bitte bezüglich des nicht Beißens schreiben:

"[13:35, 10.3.2018] Nene dein Argument reichte schon

[13:36, 10.3.2018] Alles gut wäre übertrieben und allein komm ich nicht dagegen an aber wenn wer anders was sagt gehts"

Natürlich weiß ich, dass eine Infektionsgefahr besteht, wenn man sich die Haut aufbeißt. Aber wenn mir es jemand anders schreibt, auch wenn ich es so direkt fordere, wie ich es hier tat, hilft es mir ungemein weiter. Ich kämpfe dann nicht allein. Und wenn ich allein kämpfe weiß ich nie wie der Kampf ausgeht. Sobald jemand an meiner Seite steht, fühle ich mich sicher.

 

Ich schreibe weiter mit dem anderen freundlichen Menschen. 

Sage er muss sich keine Sorgen machen.

Erkläre, warum ich mir niemanden einlade (Notfallmensch A schon am Tag zuvor gesehen - will nicht dauernd nerven, Notfallmensch B zur Zeit sehr viel zu tun, Notfallmensch C frühestens in einer Stunde da - schlafe da vermutlich schon und wäre auch viel zu müde die Tür zu öffnen). Will ja auch grade niemanden sehen. Aus irgendeinem Grund erwähne ich das aber nicht...

Chatmensch würde gerne mehr machen, sage aber, dass das Schreiben schon genug ist.

Schlafe ein. Nachdem wir etwa eine Stunde miteinander, ich totmüde, geschrieben haben.

 

Nach 2,5 Stunden wache ich wieder auf.

Es geht mir besser.

Ich mache einen Stream an und schreibe im Chat.

Ich kann aufstehen und trinke etwas. Mache den Stream am Computer an und beteilige mich dort im Chat.

Ich mache mir etwas zu essen und ziehe mir einen Pulli über mein Schlafshirt.

Ich fühle mich voll und leer. Mir ist immer noch etwas schlecht. Obwohl ich heute nur ein Stück Pizza gegessen habe, mag ich die gerade gemixte Quarkspeise nicht. Gemischt mit Schokomüsli wird es auch nicht besser.

Ich mache mir Limonade. Die schmeckt sehr gut. Jetzt wird mir von Quark und Limo schlecht. Besser als davor mit dem Gefühlsbrei im Magen.

Ich denke darüber nach etwas produktives zu tun. Stress und Egalität gleichen sich gerade gut aus. Ich schaue weiter den Stream.

Anschließend  höre ich ein bisschen Musik und singe. Das tut gut.

Ich schaue noch zwei Folgen zwei mir bisher unbekannter Serien, die beide ok sind.

 

 

 

Ich schreibe auf, was ich heute und gestern erlebt habe.

 

Es ist nicht schön. Ich mag es nicht. 

Ich würde sagen Das bin ich nicht. Aber ich bin es.

Und es geschieht einfach so.

 

Alles hat einen Grund. Aber ich kann mich schlecht zu 100% durchleuchten und selbst das würde mir wahrscheinlich nicht gleichzeitig helfen diese Momente zu umgehen. Vielleicht auch doch, aber im Moment kann ich es auf jeden Fall nicht.

Mir ist immer noch alles zu viel, aber morgen werde ich einen Tag in der Bibliothek verbringen, oder die Verlängerung der Hausarbeit einreichen.

 

Es macht keinen Spaß.

 

Aber was kann ich heute als Fazit mitnehmen? Muss ich das überhaupt?

 

 

Ich weiß häufig, was ich brauche

Ein Argument gegen dumme Aktionen, von anderen zugesprochen. Meine eigenen Argumente helfen kaum.

Darum zu bitten, dass sich mit mir beschäftigt wird.

Mir ist aber auch wichtig, dass ich dabei die Grenzen anderer nicht überschreite. Soweit möglich. 

Ich bin nicht unangstrengend. Auch wenn ich es gern sein würde. Ich wäre gerne immer nur für andere da und deren Kraftanker. Dabei fühle ich mich gerade als würde ich andere aussaugen.

 

Ich arbeite daran besser mit mir umzugehen. Und häufig gelingt es. Aber eben nicht immer.

Und es geschieht einfach so.

 

Ein

fach

so

 

 

Es macht keinen Spaß.


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Kommentare: 6
  • #1

    tnotp (Sonntag, 11 März 2018 01:14)

    Also da weiß man echt nicht mehr was man sagen soll...
    Bin grad ein bissl baff. Wie du das ganze erzählt hast haut mich grad ziemlich um und dann noch wie nah das alles klingt. Ich also puhh keine ahnung.
    Respekt das du sowas veröffentlicht hast. Ich hoffe das wird alles besser. Kein Plan ob das hilft aber du hast mich echt ziemlich bewegt. Danke für die Teilhabe an sowas persönlichem.

  • #2

    Sabbi (Sonntag, 11 März 2018 09:33)

    Ich kenne, was du schreibst. Habe selbst seit Jahren Depressionen. Auch schon zu Ten Sing Zeiten. Ich bin nicht in Therapie, auch wenn ich es letztes Jahr mal in Erwägung gezogen hatte, weil ich früher immer dachte, solange ich noch funktioniere (im Sinne von morgens zur Schule, zum FSJ, zur Arbeit, meine Aufgaben erfülle), bräuchte ich keinen Therapeuten. Hielt ohnehin nicht viel von denen, weil die, die ich durch Freunde, die ich mal begleitet habe, getroffen bzw. kennengelernt habe, alle schienen, als seien sie nur am Gehaltscheck interessiert, nicht aber daran, ihrem Patienten wirklich zu helfen. Sie waren der Anreiz, später selbst Therapeutin werden zu wollen, es besser zu machen. Was daraus mal werden wird, mal sehen. Als ich das Gefühl hatte nicht zu funktionieren, erhielt ich nicht die Hilfe von ärztlicher Seite, die ich mir erhofft hatte. Es wurde runtergespielt. Depression im Teenageralter wurde als Pubertät abgetan und bloß weil keine Gedanken an Selbstmord (mehr) vorhanden waren bzw. nie konkrete Pläne, nur die Idee vorhanden waren, wurde unterschätzt, wie akut es war. Hat mich dazu bewegt, erstmal keine Hilfe mehr von ärtzlicher Seite zu fordern, auch wenn ich andere immer wieder ermutige, eben jenes zu tun. Ich will jetzt gar nicht so viel von mir erzählen, eigentlich. Dich viel mehr einfach wissen lassen : Du bist nicht allein. Auch andere müssen immer wieder den Kampf gegen sich selbst, gegen die eigenen Gefanken, das was sie auslösen, gegen die eigenen Gefühle, deren Ursprung man nicht immer kennt, antreten. Ich finde es gut, dass du diesen Post geschrieben hast. Ich finde es gut, dass du in therapeutischer Behandlung bist. Ich finde es gut, dass du um Hilfe bitten kannst. Das ist nicht selbstverständlich. Es bedeutet Kraft. Denn sich dem Gefühl hinzugeben ist viel einfacher. Und es bedeutet den Willen, wieder gesund werden zu wollen. Und das ist gut. Das ist etwas, darauf kann man stolz sein, auch wenn man das Gefühl hat, dass gerade das doch auch ein Zeichen von Schwäche sein könnte. Aber das ist es nicht, im Gegenteil.

  • #3

    nervenkeks (Sonntag, 11 März 2018 10:42)

    Liebe Sabbi,
    danke für deinen Kommentar. Ich hatte früher so ne Ahnung, aber weil ich keinen Plan hatte, wie ich es ansprechen soll, oder damit umgehen soll habe ich mich vermutlich dir gegenüber auch nicht immer optimal gegenüber verhalten. Das beschäftigt mich ab und an. Es hat sich bei mir ja erst während des Studiums herauskristallisiert und seitdem hat sich bei mir einiges im Umgang mit anderen geändert. Für viele vielleicht unmerklich, mir jedoch fällt es sehr auf.
    Danke für deinen Kommentar! Ich bin immer wieder beruhigt, wie viele es doch sind, weil es mir wirklich ein Stück Normalität zuspricht. Gleichzeitig bin ich auch schockiert, wie viele es sind. Weil es einfach so unglaublich ärgerlich und unnötig ist, aber eben doch auch normal. Glücklicherweise habe ich eine hervorragende Hausärztin und schon immer Vertrauen zu fremden Personen, v.a. wenn sie Schweigepflicht haben, das kommt mir da sehr entgegen. Ich bin begeistert, wenn ich deine Berufspläne höre und wenn du diesen Wunsch weiterhin verfolgst würde ich dich sicherlich meinen späteren Klientin des sozialen Bereichs empfehlen können. Deine empathische Art hat mich schon immer begeistert! Danke dir ganz herzlich!
    _
    tnotp
    Es ist auch ganz nah.
    Ich möchte mit den Posts darüber (es gibt mittlerweile mehrere zu dem Thema), andere nicht runterziehen. Ich möchte nur laut darüber sprechen und aufmerksam machen, wie Menschen fühlen können, wenn man sie nicht sieht. Völlig verständlich, warum das viele nicht machen. Mir ist es allerdings möglich. Ich möchte es nutzen, damit Depressionen und alles, was damit zusammenhängt (keine Ahnung, ob bei mir Depression tatsächlich diagnostiziert ist) kein Tabuthema bleiben. Sich Menschen eben nicht einsam fühlen und andere eine Perspektive bekommen, wie sie vielleicht helfen könnten oder damit umgehen.

  • #4

    tnotp (Sonntag, 11 März 2018 13:15)

    Keks

    Vielen Dank für deine Antwort. Ich will nochmal verdeutlichen das ich dir ziemlich dankbar dafür bin das du sowas schreibst. Ich bin mit dem Thema halt vorher nicht richtig in Verbindung gekommen. Dein Text hilft mir ziemlich gut zu verstehen was bei Depressionen passiert und dafür bin ich dir dankbar. Ich hätte mich wohl sonst niemals mit den thema auseinandergesetzt.

  • #5

    Sabbi (Sonntag, 11 März 2018 15:04)

    Es ist nunmal auch schwierig, sowas anzusprechen. Im Grunde kann man den Betroffenen ja auch erst helfen, wenn sie sich helfen lassen wollen. Und da in unserer Gesellschaft zu wenig präventiv gemacht wird und im Grunde oft erst gehandelt wird, wenn sich die Depression in ihrer schwersten Form manifestiert hat, ist das ganze eben auch ein Problem. In wenigen Jahren wird Depression Volkskrankheit Nummer eins seins. Derzeit steht sie auf Platz zwei. In einer von Leistungsdruck und Kapitalismus geprägten Gesellschaft, in der es nur darum geht, aus allem den Maximalgewinn rauszuschlagen, immer schneller und besser zu arbeiten, Idealen zu entsprechen, die mit der Realität nichts zu tun haben, bleibt die eigene Gesundheit immer mehr auf der Strecke. In einem Gesundheitssystem, das auf Profit ausgelegt ist und nicht darauf, den Menschen zu helfen, wird es dem Einzelnen immer schwieriger gemacht.
    Unsere Gesellschaft macht die Menschen krank. Und das Schlimme ist, dass ihnen ihre Krankheit nicht mal zugesprochen wird. Wer einen gebrochenen Arm hat, erfährt Mitleid, doch wer an einer psychischen Erkrankung leidet, bekommt nur vorgehalten man wolle bloß nicht. Man sei nur faul. Dem anderen ginge es ja auch schlecht, jedem ginge es schlecht, man solle sich nicht so anstellen. Dass Menschen, die sagen, ihnen gehe es schlecht nicht geglaubt wird, dass sie über einen Kamm geschoren werden, dass psychische Erkrankungen noch immer stigmatisiert werden, halte ich für ein Unding. Umso wichtiger, dass darauf Aufmerksam gemacht wird. Die meisten Krankschreibungen erfolgen aufgrund psychischer Erkrankungen, die meisten Berufsunfähigkeitsversicherungen müssen dafür aufkommen, dass Menschen aufgrund von Depression, Burnout und anderen psychischen Erkrankungen nicht mehr in der Lage sind, zu arbeiten. Und das Problem sind nicht die Menschen, sondern das System.

  • #6

    jcsr (Sonntag, 11 März 2018 21:49)

    Es fiel mir sehr schwer, bis ganz zum Ende zu lesen, da ich viele deiner Gefühle sehr gut nachempfinden kann. Jetzt sitze ich mit schwitzigen Händen und überhöhtem Puls an meiner Tastatur, doch kann dir leider nichts mit auf den Weg geben, was dir möglicherweise helfen mag. Es ist mir klar, dass ich das nicht muss und es auch nicht meine Aufgabe ist, aber trotzdem hätte ich es gerne.
    Vielen Dank, dass ich über diese Form daran teilhaben durfte - Ich schicke dir positive Gedanken, hoffentlich kommen sie auch an.