Ich war im Urlaub. In Taizé.
Das liegt in Frankreich und deswegen spricht man es nicht Teize, sondern Tese. Ungefähr. Ich kann kein französisch.
In dem Dorf Taizé gibt es die Communauté von Taizé, welches eine Gemeinschaft von Brüder, so wie Klösterbrüder, nicht wie (Bluts-)Geschwister-Brüder, ist, die dort seit 1949 ihren Sitz haben. .... Der gerade geschriebene Satz erinnert mich sofort an die letzte Mail eines Dozenten, der folgendes als letzten Satz zum Feedback einer Prüfungsleistung im letzten Semester geschrieben hatte: "Vielleicht sollten Sie, mit Blick auf die bevorstehende Bachelorthesis, eine Korrekturlesung durch eine andere Person in Erwägung ziehen, weil Sie hin und wieder eher ungewöhnliche sprachliche Konstrukte benutzen." Naja. Du wirst es schon verstanden haben. Habe ja nur kluge Leser, so wie ich auch auf twitch.tv nur kluge Zuschauer habe. Ich streame ja jetzt. Aber dazu in irgendeinem späteren Blogeintrag mehr, jetzt erstmal über Taizé.
Das erste mal nach Taizé kam ich durch Julia, eine freundliche Dame in meinem Alter, die ich auf dem Jakobsweg im Elsass traf und die nicht den gesamten Weg laufen wollte, sondern eben nur nach Taizé. Ich hatte mit nem halben Ohr schon mal davon gehört, christlich sozialisiert, wie ich nun mal bin. Sie war dort allerdings schon sehr häufig gewesen und erzählte mir mit brennendem Herzen davon, wie hervorragend sie die dortige Gemeinschaft und Möglichkeiten fand. Also entschloss ich mich den klitzekleinen Umweg zu gehen und auch für zwei Tage dort eine Rast zu machen. Geplant war ein Tag, aber dann gefiel es mir einfach zu gut.
2016 fuhr ich dann das zweite Mal hin, 2017 hat es leider nicht geklappt, aber dieses Jahr wieder. Glücklicherweise. Es hat gut getan.
Aber was ist das jetzt genau.
Naja, also. Man könnte sich eine Mischung aus Jugendfreizeit, Festival, Jugendherberge und Kloster vorstellen vielleicht.
Ich empfehle für einen Lageplan usw einfach die Website der Communauté aufzusuchen : )
Jede Woche finden "Jugendtreffen" statt. Also Jugendliche und junge Erwachsene aus der ganzen Welt (natürlich hauptsächlich aus den umliegenden Ländern, aber auch wirklich auch aus der ganzen Welt, das ist ganz fantastisch!), kommen zusammen, um eine Woch ein Gemeinschaft zu verbringen. Man wird am Empfang .. empfangen und bekommt dort den Tagesablauf erklärt: Morgengebet, Frühstück, bible instruction (Erklärung eines Bibeltextes durch einen Bruder), Kleingruppen, oder Arbeitsgruppen, Mittagsgebet, Mittagessen, Kleingruppen oder Arbeitsgruppen (das was man vormittags nicht hatte), Abendessen, Abendgebet. Dazwischen ist viel Freizeit in der man am Kiosk, dem Oyak, rumhängen kann, irgendwelche Spiele wie Ninja o.Ä. spielen kann, mit anderen singen, Gespräche suchen, oder was man halt so tut. Spazieren gehen.. Dinge hald.
Die Arbeitsgruppen putzen das Gelände, spülen ab.. und joa. So trägt jeder dazu bei, dass das Leben dort gelingt. In der Osterwoche, in der ich da war dieses Jahr, waren bis zu 3000 Menschen da. Das ist logistisch schon ein bisschen beeindruckend, dass man für eine Woche trotzdem nur zwischen 60 und 72€ zahlen muss. Als Deutscher. Der Preis wird für jedes Land anders berechnet, nach den dortigen Lebenskosten. Wenn man einen höheren Betrag zahlt, gleicht man so die niedrigeren Beträge der anderen aus. Klappt ganz gut.
Ich hab dieses Jahr eine Woche in Stille verbracht, wobei ich Woche in Schweigen irgendwie schöner finde zu sagen. Stille hört sich so endgültig an und es ist ja auch nicht still, nur man selber sagt nichts.
Ich hatte das 2016 schon mal für ein Wochenende ausprobiert und das war ziemlich cool.
Die Schweigenden werden, nach Geschlechter getrennt, etwas weiter weg von den anderen Massen untergebracht, damit es trotz der Anwesenheit von 3000 Leuten möglich ist dann doch einen Hauch von Stille zu haben.
Man genießt auch sonst einige Luxusmomente im Schweigen: Eigene Waschräume, eigene Essensräume (weshalb man sich nicht anstellen muss), nur Arbeiten für die kleine Gruppe an Schweigenden übernehmen, eigene bible instruction (da ich als Frau bei den Frauen war auch durch eine Schwester und keinen Bruder), einen Aufenthaltsraum und Messer. In Taizé werden auf dem field, also wo die großen Massen sind keine Messer verteilt, weil man eigentlich dort alles mit Löffel und Gabel essen kann. Also nicht nur eigentlich, das geht sehr gut so.
Ein Grundsatz in Taizé ist Freude, ein anderer Einfachheit, und auch Barmherzigkeit. Auf diesen Säulen bauen die dort lebenden Brüder und Schwestern ihr Leben auf. Und das gilt dann auch für ihre Gäste. Also auf jeden Fall die Einfachheit. Und das ist auch gut so, wie ich finde. Ich bin niemand, der großartigen Luxus braucht.
Was ich brauchte war allerdings ein Tapetenwechsel nach den relativ stressigen Wochen in der vorlesungsfreien Zeit, die geprägt war durch eine zu hohe Anzahl an Abgaben. Und durch Prokrastination. Und Depressionssachen. Aber naja. So hab ich hald in die Schweigewoche noch Unistuff mitgenommen, aber hatte trotzdem Tapetenwechse und das war dringend nötig gewesen. Ich hab auch tatsächlich alle meine Abgaben geschafft fertig zu schreiben.
So. Und was wollte ich jetzt eigentlich genau erzählen? .. Vielleicht erstmal, wie mein Tagesablauf aussah:
7.45 Aufstehen und fertig machen.. also so Morgenroutinekram. Musste mir auch keinen Wecker stellen, weil ich immer von den Glocken wach wurde. War eigentlich ganz nice.
8.15 Morgengebet, anschließend Frühstück
10.00 bible instruction. Die unglaublich witzige und freundliche, herzenswarme Schwester hat mich nahezu täglich zum Lachen gebracht, ich werde auch in den kommenden Tagen und oder Wochen nochmal einige Worte zu ihren Worten in nem gesonderten Blog verlieren, weil das wirklich krass war zeitweise. Sprache war übrigens englisch und ich sag ja immer, dass mein Englisch sehr schlecht ist, aber ich hab alles verstanden, was die gute Frau mir gesagt hat! Das war super cool! Ich freu mich immer noch sehr darüber!
Anschl. Text vorbereiten und beten. Um das nochmal kurz zu erwähnen: Alle
Programmpunkte sind generell freiwillig, aber es wird geschätzt, wenn man an allen teilnimmt. Es gibt keine Anwesenheitspflichten oder solchen Kappes, niemand geht durch die Zimmer und schaut, ob
alle da sind... Sind ja nicht im Kindergarten. Anders ist das, wenn du mit deiner Konfigruppe hinfährst, aber dann ist das mehr so ein Aufsichtspflichtdings. In der Schweigewoche wird dir
nahegelegt 2 - 3x am Tag eine Zeit von 30-60min zu beten bzw. über einen Bibeltext nachzudenken. Daher werden in der bible instruction 3 Bibeltexte vorgestellt. Es wurde auch geraten feste Zeiten
für diese Gebetszeiten festzulegen, damit man nicht sagt: Achja ich mach das bestimmt später, und dann will man später lieber was malen, oder spazieren gehen, oder sonst was tun und schiebt das
so rum die ganze Zeit.. Da wäre es angenehmer sich feste Zeiten zu setzen. Ich empfand das auch als angenehmer. Außerdem wurde angeraten einen Text vor der Gebetszeit auszuwählen, ihn
durchzulesen, dann zu einem vorher ausgewählten Platz zu gehen, zu sagen: Hallo Gott, hier bin ich. (Oder was ähnliches, aber sich in die Präsenz Gottes zu begeben). Und auch zu sagen: Hier bin
ich, wie ich bin. Also z.B. müde, oder krank, oder angepisst, oder hibbelig, oder amüsiert, oder was auch immer. Weil man sich so bewusst wird, dass man vor Gott nicht so oder so sein muss. Man
ist kein leeres Glas, dass sich von Gottes Präsenz füllen lässt, sondern wir sind wir. ... Den Gedanken fand ich nochmal sehr angenehm.
Vielleicht schreib ich auch nochmal was zu diesen Begriffen wie Gottes Präsenz und Gebet und diesen ganzen Sachen und was ich davon halte, damit zu tun habe usw. Könnte ja sein, dass die sehr
klugen Leser etwas verwirrt sind, wenn sie nicht so christlich sozialisiert sind, wie ich es bin. Das könnte ich auch durchaus verstehen. Mal sehen, ob ich das tun werde.
Geraten wurde einem weiterhin nach dem Gebet wenige Sätze, oder Worte aufzuschreiben, um festzuhalten, was man daraus mitgenommen hat.
12.20 Mittagsgebet, anschl. Mittagessen
.. anschließend daran hab ich dann die ersten 4 Tage meinen Unikram erledigt. Die anderen 2 Tage war ich spazieren. GANZ VIEL. Das war super schön.
16.30 Vorbereitung für Tee und Kekse (das war meine Aufgabe, entfiel also für den Rest), anschl. Tee trinken und weiter Uni Kram machen... oder spazieren gehen! Mit fotografieren. Das war wirklich super nice!
19.00 Abendessen
20.30 Abendgebet, anschl. zweite Gebetszeit, bzw. ab Tag 3 war ich täglich in der Erste-Hilfe-Station um zu inhalieren und hab danach dann gebetet.
Und gegen 23.00 bin ich immer ins Bett. War aber dann auch meistens sehr gut müde.
Während der Zeit in Taizé hab ich nicht so viel Zeit am Handy verbracht, das war auch ganz angenehm, aber immer wenn ich wollte. Ich hab mich nicht mit Gewalt von irgendwas abgehalten, ich hab die Zeit dort wirklich einfach genossen.
Während ich vor 2 Jahren wirklich noch sehr intensiv gebetet habe, gerade auch in den gemeinschaftlichen Früh-, Mittags- und Abendgebeten, haben sich dieses Jahr die meisten meiner Gedanken um mich und mein Leben gedreht.
Im letzten Jahr hat sich einfach so unglaublich viel geändert, würde sogar sagen im letzten halben Jahr. Und auch in den letzten zwei Jahren.
Ich lerne mehr auf mich zu hören, andere dabei aber nicht außen vor zu lassen. Diese Gratwanderung ist für mich immer noch sehr schwer.
Daher fand ich es schön zwar in der Schweigewoche sehr achtsam mit meinen Mitschweigegirls umzugehen, aber mich eben nicht um sie zu kümmern, sondern um mich, um meine Fragen, die durchaus auch sehr theologisch und philosophisch waren, um verschiedene Möglichkeiten von Schöpfungsenthitäten gingen, um die Schöpfung der Zeit, aber auch um das Konstrukt der Liebe, um Gefühle generell zu anderen, zu mir, zu Gott, zwischen Gott und anderen, zwischen anderen, aber auch sehr konkret waren im Bezug auf Studium.
Ich mochte die Mischung zwischen Arbeit für die Uni und Gedanken um mich selbst, um Hobbys, wie fotografieren und spazieren gehen, und den Gebeten.
Die Gebete in Taizé, also die 3x am Tag in der Kirche stattfinden, sind übrigens auch sehr special.
Um die aber zu beschreiben bräuchte ich gerade mehr Lust und die hab ich gerade nicht, deswegen beschreibe ich sie einfach in einem zukünftigen Blog : )
Und ich mach auch noch einen für die Fotos und bearbeite die, vermutlich sogar zeitnah^^ Das hier sind nur die ersten, die ich rübergezogen hab und auch noch völlig unbearbeitet. Aber sind auch so schon ganz ok.
Bis dahin ♥
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Peter Dippmann (Dienstag, 03 April 2018 14:16)
Ja, Deine Sprachkonstrukte bringen einen manchmal zum Lachen. Das so eine Auszeit eine tolle Erfahrung ist will ich gerne glauben. Dabei habe ich es nicht mit dem Glauben. Würde mich als Atheist und ehemals schwer Depressiver aber gerne mal über Gott und die Probleme der Psyche unterhalten. Nur so, ich unterhalte mich gerne mit Menschen, die ein anderes Weltbild haben. Außerdem steht da ja noch ein Fototermin im Raum.
lxbfYeaa (Donnerstag, 27 Juni 2024 11:19)
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lxbfYeaa (Donnerstag, 27 Juni 2024 11:24)
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lxbfYeaa (Donnerstag, 27 Juni 2024 11:25)
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lxbfYeaa (Donnerstag, 27 Juni 2024 11:25)
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lxbfYeaa (Donnerstag, 27 Juni 2024 11:26)
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lxbfYeaa (Donnerstag, 27 Juni 2024 11:30)
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lxbfYeaa (Donnerstag, 27 Juni 2024 16:03)
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