Es begann alles mit Lukas. Also eigentlich mit Schuster und dem Teamspeakserver, also mit dem FSJ in Gießen, also mit Sue, weil sie mich zum CVJM brachte, und meine Mutter gebahr mich blablabla, also mit Lukas auf jeden Fall.
Denn Lukas meinte irgendwann er hätte noch ein 10l Aquarium zu Hause und würde mir das überlassen und ein paar Guppys darin. Und er hätte auch noch einen Wels, ob ich da nicht Interesse hätte.
Und selbstverständlich hatte ich Interesse. Mir fehlte seit dem Umzug nach Gießen 2 Jahre vorher ein Haustier. Eigentlich eins zum Kuscheln, aber da der damalige Mitbewohner eine Tierhaarallergie hatte, kam das nicht in Frage. Also Fische. Damals ahnte ich noch nicht, was das für Auswirkungen haben sollte (keine dramatischen, aber ich meine.. Auswirkungen waren und sind da).
Also bekam ich einige Zeit später sein kleines Mini-Aquarium. Ich meine... 10l sind ein Putzeimer, nur nochmal zum Vergleich. Und darin schwammen einige Guppys. Darunter auch Mechthild. Die Urmutter. Sie war ein graues, relativ unscheinbares, aber dennoch ziemlich großes Guppyweibchen und da sie anscheinend ziemlich schnell Nachwuchs zeugen und austragen konnte (Guppys sind da wie Ratten und Karnickel, oder wie alles andere, was sich sehr schnell vermehrt), wollte ich ebenso schnell ein größeres Aquarium.
Durch Vitamin B gelang ich an ein sehr stark reduziertes 80l Aquarium, was ich immer noch habe, und gab das 10l ab. Mittlerweile wusste ich sogar, dass die zwei kleinen Welse, die mit den Guppys darin gelebt hatten Ohrgitterharnischwelse waren.
Und weil ich anfing Welse zu lieben holte ich mir noch Platon dazu. Einen Antennenwels (s. oben, auch bekannt als Fensterputzer). Seinen Namen bekam er, da ich in völliger Verzweiflung eines Tages im wunderschönen Reclamheft "Der Tod" einen platonischen Text zur Seelenkunde lesen durf-musste und ihn nicht verstand, also das einzige tat, was mir noch einfiel: Den Text den Fischen laut vorzulesen. Meine Katze Fred hatte das schon geduldig in der Schule mit Faust über sich ergehen lassen. Und plötzlich blinzelte mir der Antennenwels zu! Das hatte er vorher noch nie getan! Wie konnte es also anders sein, als dass dies die Wiedergeburt des berühmten griechischen Philosophen war. Der Name war also eindeutig fremdbestimmt schon immer in ihm gewesen.
Und da neben Platon noch Platz war holte ich ein Pärchen von Honig-Gouramis.
Die Guppys waren mittlerweile in der gefühlt 100. Generation und hatte Namen wie Elisabeth, Arthur und Arthurson getragen. Zumal konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und hatte noch einen zweiten Antennenwels hinzugeholt: Sokrates. Das musste ja so sein.
Doch dann.... kam die erste Seuche.
Das zwischenzeitlich mal ein oder zwei Guppys sterben, war schon zur Gewohnheit geworden. Doch dann kam die Weißpünktchenkrankheit. Als Anfängerin der Aquarienkunst traf sie mich wie ein schlag. Denn die kleinen weißen Pünktchen - kleine Viren- oder Bakterienstämme (eigentlich egal, weil man muss einfach den Anweisungen auf der entsprechenden Medikamentenpackung folgen) - brachten nach und nach alle meine Lieblinge mit den seltsamen Namen um. Auch Sokrates, mein lieber, lieber Sokrates, musste so nach nur etwa einem Jahr von uns gehen. Ebenso die Honiggouramis und die allermeisten Guppys. Der Rest konnte nur durch ein Quarantänebecken gerettet werden. Ein kleines 40l Nano-Becken in das jetzt auch noch Garnelen einzogen.
Durch die neu gewordenen Flächen witterte Lukas seine Chance seinen einzelnen Panzerwels, den er schon mehrere Jahre hatte, endlich auch verschenken zu können und natürlich musste ich den Verlust nahezu meiner gesamten Aquarienpopulation irgendwie übertünchen. Was durch diesen Wels geschehen sollte.
Als er mir den Fisch brachte, war ich äußerst froh, doch schon als der Schenker nur 10min aus der Tür war, geschah das unglaubliche: Der Panzerwels stellte sich als so dumm heraus, wie nur meine bei den Eltern lebende Katze Fred auch sein konnte. Er war in einer Dekoration des Aquariums stecken geblieben. Und zwar so, dass es keine Möglichkeit gab, dass er dort alleine wieder herauskommen konnte: Seine nach oben abstehende und nur in eine Richtung knickbare Rückenflosse war schon durch das schmale Loch hindurch, die Brustflossen, zur Seite hin, allerdings noch nicht. Ein klassisches "Ich-Wollte-Probieren-Ob-Ich-Mit-Dem-Kopf-Auch-Wieder-Aus-Dem-Treppengeländer-Rauskommen-Kann"-Moment. Etwas panisch rief ich den Vorbesitzer, den deutlich erfahreneren Aquarianer an, doch der meinte nur "Ach, brich ihm doch die eine Flosse, das wächst schon wieder zusammen" ... ... Ich nahm also einen Hammer und schlug die Dekoration sehr vorsichtig kaputt. Seitdem heißt der Fisch (+2019) Lukas. Und auch seine KameradInnen dergleichen Art heißen so. Weswegen ich jetzt neben Platon, also eine kleine Herde Lukasse im Aquarium hatte.
Trotzdem musste noch die - jetzt gänzlich ausgestorbene Guppy Population - ausgeglichen werden. Die Rotkopfsalmler, die ich zeitweise hatte, hat leider den Umzug in die Dachgeschosswohnung als solches nicht verkraftet, als dass ihnen dort das Wasser im Sommer zu warm wurde und sie erstickten. Seitdem wohnt hier ein Pärchen Regenbogenbuntbarsche mit in der Wohnung - und ein hervorragendes Belüftungssystem für den Sommer (warmes Wasser kann weniger Sauerstoff binden, als kaltes).
Und natürlich konnte ich Sokrates nicht unersetzt lassen, weswegen auch Aristoteles nun zu Gesellschaftszwecken hier wohnt. Dafür ist das Zweitaquarium wieder gewichen. Es war mir auf Dauer doch zu viel Aufwand.
Ganz ohne, trotz all der Rückschläge, kann ich aber auch nicht ohne Aquarien. Das Synchronisieren der verschiedenen Arten, das Beobachten von rivalisierenden, oder liebenden Bewohnern dieser kleinen Unterwasserlandschaft bereitet mir unglaublich viel Freude und Entspannung. Das Kümmern zugegeben einige Monate mehr, andere Monate weniger. Und so bin ich trotz der emotional, irrationalen Verbundenheit zu diesen Tieren immer wieder in der Frage, ob es artgerecht und fair ist sie dort zu halten (bei der jetzigen Besetzung würde ich es nach der entsprechenden Fachliteratur bejahen), und ob ich sie überhaupt noch "brauche". Denn sie halfen mir in vielen Momenten mich wenigstens zu irgendetwas aufzuraffen. Mittlerweile denke ich aber auch, dass sie einfach einen gewissen Zeitfaktor in Anspruch nehmen, und ob dieser dem Spaß im richtigen Verhältnis steht, das habe ich noch nicht herausgefunden. Der vorangehende Satz war etwas wirr. Aber vermutlich trotzdem inhaltlich verständlich.
Ich werde mir, gerade in diesem Sommer in der Dachgeschosswohnung, weiterhin genauere Gedanken machen, wie ich es auflösen könnte, wenn ich tatsächlich möchte. Oder ob ich es einfach nochmal anders besetzen muss, damit Besetzung, Zeit und Spaß ausgeglichen bleiben, oder wieder werden.
Ich liebe all die Geschichten, die mit dem Aquarium in Zusammenhang stehen (außer die Seuchen natürlich) und würde ich es in den nächsten Jahren wieder aufgeben die Aquaristik als Hobby zu betreiben, so hätte ich doch auf vielfältige Art und Weise Erfahrungen nicht nur in diesem Bereich, sondern auch in Verantwortung gegenüber anderen Lebewesen neu gelernt.
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lxbfYeaa (Donnerstag, 27 Juni 2024 13:09)
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lxbfYeaa (Donnerstag, 27 Juni 2024 15:59)
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lxbfYeaa (Donnerstag, 27 Juni 2024 16:00)
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lxbfYeaa (Donnerstag, 27 Juni 2024 16:01)
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