Akzeptanz


Es begann kurz bevor ich meine erste Therapie anfing.

Ich tummelte mich auf pinterest und auf pinterest entwirft man ja, wie fast überall, seine eigenen Filterblasen.

Und ich stieß irgendwann auf solche Bilder und ähnliche.

Und merkte, wie ich sie erst seltsam fand.

Over Thinking Pinterest

Vorher war ich jemand gewesen, der Sprüche wie diesen hier gesammelt hat:

 

WHY BE MOODY WHEN YOU CAN SHAKE YOUR BOOTY

 

oder auch

 

DO SMALL THINGS WITH GREAT LOVE

 

und

 

AUF DEM BODEN DER TATSACHEN LIEGT VIEL ZU WENIG GLITZER

 

Und noch ganz, ganz viele andere. Schöne und witzige und aufbauende und liebende und gut gelaunte.

 

Aber jetzt..

 

Jetzt wollte ich allein sein und nicht allein sein.

Wusste nichts oder nur gräßliches mit mir anzufangen.

Und brauchte Hilfe.

 

Ich habe hier schon häufiger geschrieben, wie ich mir Hilfe holte und jetzt will ich erklären, wie u.a. diese Bilder mir helfen.

 


 Häufig ist es wichtig gegen die Ohnmacht anzukämpfen, die einen überkommt. Und alles zu versuchen, um doch einiges am Tag zu schaffen. Um festzustellen, dass man selbst bestimmen kann und die Krankheit nicht die Kontrolle übernimmt.

Today I just want to stay in bed, drink tea and browse the internet Heute möchte ich nur im Bett bleiben Tee trinken und im Internet surfen
or I could just read a book and forget the world Oder ich könnte ein Buch lesen und die Welt vergessen

 

Ich komme aus einer Ecke in der man zwar schlecht gelaunt sein darf, es aber unüblich ist.

Und deshalb zwar keine Angst hatte einen schlechten Tag zu haben, aber mir die schlechten Tage nie eingestehen wollte, oder sie zeigen wollte.

 

Jetzt lerne ich mir einzugestehen, wenn es zu viel ist und auch damit umzugehen. Mich zurückzunehmen. Auf mich selbst und meine Bedürfnisse zu achten.

 

Mich anzunehmen.

 

Und zu sehen:

Du schaffst so vieles. Du bist so gut, wie du bist. Du bist auch gut in den Veränderungen, die du durchmachst. Aber auch genau jetzt in diesem Moment, in dem du es nicht schaffst aus dem Haus zu gehen, es nicht schaffst dich zu duschen, oder es nicht schaffst ohne Schlafanzug in die Uni zu gehen.

Ja. Das musste ich neulich.

Es war nicht schön. Aber ich habe es trotzdem gemacht.

 

Es war ein Kompromiss, den ich eingehen musste, um eine Klausur mit zu schreiben. 

Ich war nicht in der Lage etwas anzuziehen, was ich wollte, sondern musste mit einem Schlafanzugoberteil und Daheimbleibpulli mich aus dem Haus kämpfen.

Aber nun: Tadaaa. Erfolg.

Die Klausur wurde mitgeschrieben und auch alle anderen Termine konnte ich wahrnehmen.

Dass ich dann nachts nicht allein sein konnte,  ist wieder eine andere Baustelle, aber auch die wird irgendwann abgeschlossen sein.

 

Und auch das ist ok. Und ein Teil von mir. 

 

Denn ich befand mich in einer Phase in der ich mich neu kennen lernen musste.

Ich war immer jemand gewesen, der sehr, sehr viel mit Menschen unternommen hat, dauernd unterwegs war und viel positiv gedacht hat.

Und plötzlich.

Ging das nicht mehr.

Es war nicht mehr möglich.

Innerhalb weniger Wochen sagte ich mehrere Treffen mit Freunden ab, was ich vorher nie getan hatte.

Ich wollte, beziehungsweise vielmehr konnte, nicht aus dem Haus gehen.

Interessierte mich nicht mehr für alles, was mich vorher fasziniert hatte und war oft nicht nur schlecht gelaunt, sondern komplett mit meiner schlechten Laune überfordert.

the loudest sound i want to hear today water running coffee dripping pages turning Die lautesten Geräusche die ich heute hören möchte tröpfelndes Wasser Kaffee tropfend sich wendende Seiten

Aber manchmal verliert man den Kampf.

 

Fühlt sich nutzlos.

Leer.

Wertlos.

Komplett ohne Energie und Selbstbewusstsein.

Ohne Ehre.

Ohne Selbstwertgefühl.

Ohne Lebenswillen.

Nur angefüllt mit Müdigkeit und Schuld. Mit Schmerz. Mit einer unglaublichen Schwere und Traurigkeit. Mit Unruhe und Unfähigkeit zur Handlung. Und Angst.

 

Angst falsch zu sein. Angst nicht genug zu sein. Angst nicht geliebt und beachtet zu werden. Angst alle zu enttäuschen. Angst keine Zukunft zu haben und von der Vergangenheit eingeholt und überrannt zu werden.

 

Und diese Bilder helfen mir in den Momenten, zusätzlich zu warmen Tee, einer kuschligen Decke, ruhiger Musik oder einem gutem Stream, einer schönen Serie mich selbst wert zu schätzen.

Mir aufzuzeigen, dass ich nicht allein bin.

Und dass es ok ist.

Dass es völlig in Ordnung ist, nicht immer zu funktionieren.

Dass es völlig in Ordnung ist, einen Tag niemanden sehen zu wollen.

Und es ok ist, keine gute Laune zu haben.

super
i got a system to kepp me alive Ich habe ein System, das mich am Leben hält

 

Was mir auch hilft und ich feststellen durfte, dass es das tut, ist das Teilen auf twitter. Das Teilen meines Scheiterns, Haderns, Zweifelns und meiner Erfolge.

 

 

Und auch hier ist es dieselbe Mechanik: Zu sehen, dass ich nicht allein bin.

Menschen mit ähnlichen Problemen und Erfahrungen schreiben mich an, wir teilen uns mit, wir sprechen uns Mut zu. Und das hilft nicht in jedem Moment, aber in vielen.

Wie auch diese Bilder, die mir eine Normalität und Durchhaltevermögen zusprechen.

 

Vielleicht hilft dir eine ähnliche Struktur, vielleicht hast du damit gar nichts zu tun, aber hoffentlich konntest du irgendetwas für dich Interessantes oder Nützliches aus diesem Beitrag ziehen, das fände ich sehr schön. ♥

Day Night Overthinking Tag Nacht zu viel denken nicht schlafen können Depression verdrehte Welt

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