Pure Aufregung! Die gute davon!
Ich war noch nie allein im Urlaub!
Ich war mit meiner Familie jedes Jahr einmal irgendwo in Deutschland im Urlaub, und auf hunderttausend Freizeiten war ich auch. Auch mit Partnern war ich ab und an weg. Aber allein Urlaub gemacht hab ich wirklich noch nie.
Und den Jakobsweg würde ich wirklich nicht als Urlaub, sondern als Reise bezeichnen.
Aber nach dieser unglaublich anstrengenden Kinderfreizeit unter Coronabedingungen, die ich von der Arbeit mitgestaltet habe, war der Urlaub mehr als nötig. Und er war natürlich auch schon vor der Freizeit angedacht gewesen: Als Urlaub mit einer lieben Freundin an der Mecklenburgischen Seenplatte mit einem kleinen Roadtrip an der Ostsee entlang. Aber da sie gesundheitlich kurzfristig absagen musste, stand ich kurzfristig vor der Entscheidung: Urlaub allein, oder kein Urlaub. Und da ich den Urlaub wahnsinnig nötig hatte und im Frühling mich schon selbst sabotiert hatte, um eben nicht allein in den Urlaub zu fahren, wollte ich dieses Abenteuer jetzt in Angriff nehmen.
So setzte ich mich also am Mittwoch hin und suchte nach Unterkünften im Schwarzwald.
…
Das war eine ganz blöde Idee: Ich hatte keine Ahnung, wo im Schwarzwald ich hin wollte und auch keine Ahnung, was für Ansprüche ich an die Unterkunft stellen sollte, geschweige denn eine preisliche Spanne. Die hunderttausend Vergleichsportale überschütteten mich mit Angeboten:
Eine Jugendherberge oder Hostel? Ein Drei-Sterne-Spa-Hotel? Im Hochschwarzwald, oder in eine der Städte?
Und wie lange überhaupt?
Mehrere Stunden brauchte ich, um einzugrenzen, dass ich Frühstück wollte und in der Nähe (max. 1 Stunde mit dem Auto) des Schluchsees wohnen wollte, den mir eine Kollegin empfohlen hatte. Außerdem sollten es sechs Nächte werden, ich wollte ein Einzelzimmer, eine Einrichtung, die mir gefiel (für mich nicht so selbstverständlich, wie es sich für alle, die schon einmal selbst Urlaub gebucht haben, anhört...), Dusche im Zimmer, einen kostenlosen Parkplatz am Haus und WLAN.
Das grenzte die Entscheidung immerhin auf neun Pensionen ein für den finanziellen Rahmen, den ich mir gesteckt hatte.
Eine weitere halbe Stunde brauchte ich, um eine Rangliste zu machen, um dann endlich am Donnerstag anzurufen – und glücklicherweise war noch ein Einzelzimmer für den nächsten Tag frei.
Und so begann ich zu packen.
Nicht mal für die Schweden-Freizeit im letzten Jahr, die ja deutlich länger ging, hab ich so lange gepackt. Wenn man nur durch die Größe des eigenen Autos eingeschränkt ist...
Ununterbrochen musste ich mit allen Menschen über social media meinen jetzigen Status teilen, meine Eltern anrufen, mit meinem Partner darüber sprechen, wie unfassbar es war jetzt (!) alleine (!) in den Schwarzwald zu fahren !!
Glücklicherweise war die Fahrt wirklich angenehm (und nur 40min länger, als wäre ich zu meinen Eltern gefahren), bis ich in Freudenstadt in einen kleinen Stau kam. Aber da man von dort schon kleine Schnipsel von bergigem Wald sehen konnte, konnte das meine ungemeine Vorfreude nicht trüben.
Und schließlich fuhr ich in den Zielort ein: Hinterzarten – eine komplette 30er Zone, und überall kleine Träubchen von Jack-Wolfskin-Jacken, Rucksäcken und Wanderstöcken. Ich musste sofort anfangen zu grinsen.
Aus purer Glückseligkeit heraus.
Am „Schwarzwaldhüsle“ angekommen und eingecheckt, bewunderte ich zuerst die absolut gemütlich-altbackene Einrichtung: Der grüne Teppich mit den kleinen weißen Mustern, der das ganze Haus auskleidete, die Holztäfelung, der rustikale schwere Eichenschrank mit Schnitzmustern und die braunen, mit Blümchen verzierten Badfliesen. Herrlich. Genauso urig hatte ich es mir vorgestellt.
Bei der Touristeninformation holte ich mir alle Prospekte, die ich ergattern konnte, und setzte mich auf der Sonnenterrasse der Pension an einen Tisch, um mir mögliche Ausflugsziele auszusuchen und plante eine fröhliche Stunde vor mich hin.
Planung gibt mir Sicherheit und Pläne sind da um geändert zu werden. In meinem kleinen Reisebüchlein konnte ich alles festhalten und mir überlegen, was ich denn bis zum abendlichen Hunger noch unternehmen wollte. Das nachmittägliche Hüngerchen war von frischen, dunkelroten Kirschen gestillt worden.
Ein kleiner Ausflug zum Hinterzartener Hochmoor sollte es werden.
Da ich natürlich an der erstbesten Kreuzung schon das Schild dorthin aus den Augen verlor, fragte ich die Navigations-App, und war ziemlich enttäuscht, dass ich dann doch nur eine feuchte Wiese als Ziel des Spaziergangs vor mir hatte.
Auf dem Rückweg kam ich allerdings zu diesem sehr schönen Moorbrückendings, was wohl das eigentlich Hochmoor darstellt und auch sehr schön zu begehen und zu belesen war.
Im Restaurant Imbery fand ich im Biergarten anschließend einen schönen Platz, um ein Pilzpfännchen mit Spätzle zu genießen und, um mich nicht einsam zu fühlen, was beim
Essen ansonsten sehr unangenehm für mich ist, leisteten mir Die Drei ??? Gesellschaft. Der sehr freundliche und witzige Service, das leckere Essen rundete diesen schönen Tag gut ab.
Zurück im Schwarzwaldhüsle ärgerte ich mich zum einen über das fehlende WLAN, freute mich aber zum anderen über meine Weitsicht schon zuhause Filme heruntergeladen zu haben und kam in den zweifelhaften Genuss des Klassikers „Ghostbusters“ ... den ich hiermit zur Kenntnis genommen habe. Mehr dazu würde wohl alle Fans empören.
Fazit des ersten Tages: Angenehme Fahrt, uriges Häuschen, mäßig spektakuläres Hinterzarten, vorfreudige Planungen, leckeres Essen.
Alleine im Urlaub sein ist unglaublich hervorragend.
Einige wenige Bewegtbilder gibt es hier zu sehen:
Kommentar schreiben