Der zweite Tag I Mein erster Urlaub allein I Schwarzwald


Das halb ausgetrocknete Bachbett der Wutach in der Wutachschlucht, Hochschwarzwald. Die Wandertour zwischen Wutachmühle und Schattenmühle, leicht mit dem Wanderbus zu erreich, ist wirklich wunderschön.

Einschlafen – Aufwachen, fertig machen, frühstücken, packen, losgehen.

 

Das war der Plan gewesen ...

„Aber warum denn? Ich bin doch im Urlaub, warum denn schon wieder Freizeitstress, Herzchen?“, hörte ich mich leicht schlaftrunken murmeln, als ich mich im urigen, holzgetäfelten Zimmer streckte und räkelte.

 

nervenkeks im Schwarzwaldhüsle in Hinterzarten im Urlaub. Sehr urig im Hochschwarzwald

Und so saß ich in der schwarzen Leggins, dem schwarzen Pulli und den Avocadosocken im Frühstücksraum, 5min nachdem ich aufgestanden war und sah ansonsten auch so aus.

Das ältere Ehepaar, was zwei Tische entfernt saß, schien wenig Notiz von mir zu nehmen, was ich durchaus begrüßte und konnte mein Frühstück mit den Drei ??? genießen. Jenes wurde mir an den Tisch gebracht, weil das Buffet coronabedingt natürlich ausfiel.

 

 

Nach dem entspannten Tagestart entschied ich mich doch zeitnah meine Pläne von gestern anzugehen und zur Wutachschlucht aufzubrechen.

Britta in der Pension Schwarzwaldhüsle in Hinterzarten - gleich geht es los in die Wutachschlucht

Also noch fix frisch gemacht – ich fand mich sehr gut aussehend, was für einen Urlaub durchaus passend ist – Windbreaker und Wanderschuhe angezogen und vom Schwarzwaldhuesle zum Hinterzartener Bahnhof gelaufen. Die ersten 1,5km waren für heute also auch schon geschafft.

Dank der Schwarzwaldcard, die in der Kurtaxe enthalten ist, waren die öffentlichen Nahverkehrsmittel kostenfrei, was mir die ganze Woche noch in die Karten spielen sollte.

 

Der Wanderbus brachte mich direkt an den Ausgangspunkt: Die Wutachmühle.  

Erste Querung der Wutach in der Schlucht - Hochschwarzwald - Trip

Als Tagestour hatte ich mir den 12,5km langen Teil des Fernwanderswegs „Schluchtensteig“ ausgesucht, der bis zur Schattenmühle führt.

 

Der schmale Weg entlang der Wutach führte stetig bergauf und bergab, wie ich es auch schon vom West-Highland-Trail gewohnt war. Bergig ist aber natürlich trotzdem die falsche Beschreibung. Hügelig auch. Es sind sehr kurze, teils ziemlich steile und auch mit Stufen versehenen An- und Abstiege, die manchmal über Waldboden, befestigte Holz- oder Steinstiegen, oder in den Fels gehauene Wege gehen. An manchen Stellen wurde es wegen querender schmaler Bachläufe zusätzlich rutschig, sodass ich immer wieder dankbar war, nicht die Laufschuhe, sondern die Wanderschuhe angezogen zu haben.  

Selbst allein im Urlaub fällt es mir schwer Pause zu machen - hier beim Passieren der Wutach im Hochschwarzwald
Der Schluchtensteig ist manchmal sehr schmal und sollte auf jeden Fall bei Knieproblemen mit Bandagen oder und Stöcken bewandert werden

Entlang der Wutach für der Schluchtensteig in die Wutachschlucht hinein. Viele Buchten laden zum Picnic mit der Familie im Urlaub im Hochschwarzwald ein.

Bei dem ganzen hoch und runter war ich allerdings auch sehr froh unter den Pulli noch 

Die Wutach wird häufig überquert, wenn man den Schluchtensteig zwischen Wutachmühle und Schattenmühle entlang wandert.

ein T-Shirt gezogen zu haben, denn bei sommerlichen 25° war es mit drei Lagen doch ein Stück zu warm. Der Schluchtensteig querte die Wutach auch an einigen Stellen mit unterschiedlichen Brückenkonstruktionen, die auch einen weiteren Blick die Schlucht auf und ab ermöglichten.

Zahlreiche flache Wasserstellen am Wegesrand und Steinstrände laden zum Picnic oder zum Baden ein. Für alle, die lieber auf Bänken und Tischen essen, wie ich, finden aber auch ein Plätzchen.

 

Wer Knieprobleme hat, sollte hier übrigens unbedingt seine Bandagen, oder Wanderstöcke mitnehmen und etwas extra Zeit zum pausieren einrechnen.

An manchen höheren, größeren Stufen musste ich ängstlich an den West-Highland-Trail zurückdenken, als ich mir mit einem falschen Schritt und der dazugehörigen Ausgleichsdrehnung das Knie für mehrere Wochen verärgert hatte.

Generell sollte man sich einige Zeit nehmen, um die hohen Steinmauern, oder den Ausblick über den Schwarzwald zu genießen.

Der Ausblick in den Hochschwarzwald mit der Wutach im Vordergrund lädt zum pausieren ein.

Ehrlich gesagt, habe ich das nicht gemacht. Von einer inneren Hektik angetrieben, wollte ich immer schnell weiter und nahm mir größtenteils nicht mal Zeit ein schönes Foto zu machen, obwohl ich die Pentax natürlich dabei hatte.

Als Frau allein Reisen im Schwarzwald? Selbstverständlich und ohne Frage. Nur das mit dem Pause machen, muss ich nochmal üben.

Fazit des Weges bleibt natürlich, dass er unglaublich fantastisch ist. Denn die vielen kleineren und größeren Wasserfälle habe ich als Highlight noch gar nicht genannt.

Einer der vielen kleineren Wasserfälle in der Nähe des Rümmelesteg im Hochschwarzwald, auf der Strecke des Schluchtensteigs
Zwischen Bad Boll und der Schattenmühle kann man diesen tollen Wasserfall, eher eine moosige Dusche, bestaunen. Der Schluchtensteig zwischen der Wutachmühle und der Schattenmühle hat einige für Wanderer zu bieten.

Obwohl der Abschnitt des Schluchtensteigs nur 12,5km lang war, war ich anschließend wirklich platt. Die 4,5 Stunden haben mir mehr abverlangt, als ich gedacht hatte – geplant war anschließend noch den Hirtensteig zu gehen! Lachhaft im Nachhinein ... 

Für den Schluchtensteig sollte man auf jeden Fall Wanderschuhe wählen.

Vielleicht lag es an der Schwüle, der Untrainiertheit, oder doch an den vielen kleinen, steilen Stellen, an denen man mehr Höhenmeter macht als gedacht (etwa 300 auf, 230 abwärts). Im Endeffekt hatte ich sowohl meine Kraft über-, als auch die Anfahrtszeit mit knapp einer Stunde unterschätzt, also setzte ich mich in das Restaurant der Schattenmühle, wo ich gerade noch ein Plätzchen ergattern konnte. Gerade der Abschnitt zwischen den beiden Mühlen ist touristisch nämlich äußerst begehrt und man kann sich glücklich schätzen, wenn man einen ruhigeren Tag erwischt. Den ich definitiv während der Sommerferien nicht hatte.

Die Schattenmühle hatte eine ganz hervorragende Brotzeit, die ich natürlich traditionell mit den Drei ??? teilte.

Idealerweise war mein Essen so getimed, dass ich den nächsten Wanderbus ohne langes Warten nach Löffingen nehmen konnte, wo der Aufenthalt genau einen Supermarkteinkauf dauerte. An meinem so aufgefüllten Snackvorrat freute ich mich die ganze Woche.

Wie im Urwald läuft es sich auf dem Schluchtensteig im Hochschwarzwald

Zurück in Hinterzarten entschied ich mich direkt zurück zur Pension zu gehen, um auf der Sonnenterasse den Nachmittag mit einem entspannten Buch weiterzugenießen.

 

Als es kühler wurde, zog ich mich in das gemütlich dunkle Zimmer zurück, um einen weiteren Urlaubsfilm anzuschalten. Die heutige Wahl fiel auf Battleship. Ein Film, der wirklich (!) auf dem Gesellschaftsspiel Schiffe versenken beruht, wie mir die Credits nochmal verdeutlichten. Aber auch die flache Story und Charaktere zeigten, dass da nicht deutlich mehr dahinter steckte. Für einen unterhaltsamen Abend reichte es trotzdem.

 

 

Erfüllt vom Waldbaden in der Wutachschlucht und der Entscheidung mich nicht noch zu einer zweiten Wanderung zu zwingen, nur weil ich das am Vortag so geplant hatte, konnte ich also diesen zweiten Tag des Urlaubs beenden.

Hier noch einige letzte Impressionen aus der Wutachschlucht:

Der würtembergische Urwald - Hochschwarzwald - Schluchtensteig
Wandern auf dem Schluchtensteig in der Wutachschlucht sollte man am besten ausgeruht

Filmisch hab ich die Wanderung übrigens hier festgehalten:

Was mich am dritten Tag des Urlaubs erwartete, wird demnächst hier erscheinen.

Wer jetzt schon einige Bilder aus dem späteren Verlauf sehen möchte, sei auf den Wald- und Wieseninstaaccount, oder das Story-Highlight Schwarzwald auf dem üblichen Account verwiesen.


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Kommentare: 2
  • #1

    Anymal (Samstag, 21 November 2020 22:55)

    Die Wutachschlucht sieht gar nicht so wütend aus wie es der Name vermuten lässt. Sie hatte wohl einen guten Tach... Jedenfalls sehr idyllische Bilder, die bei mir schon die Vorfreude auf den nächsten Frühling wachkitzeln. Scheinbar hattest du zumindest auf den Wegen deine Ruhe vor dem Massentourismus, aber dafür habe ich schon lange nicht mehr so viele Laubbäume auf einmal gesehen. Diesen Schwarzwald sollte ich auch mal bewandern.

  • #2

    Nervenkeks (Sonntag, 22 November 2020 10:28)

    @anymal Ich kann den Schwarzwald, und vor allem den Hochschwarzwald wirklich nur empfehlen. Kanutouren, Fahrradtouren, Mountainbikerouten, Kultur- und Feinschmeckerangebote gibt es in Hülle und Fülle. Und natürlich Wanderwege, Wald und Berge.
    Und der Tourismus ist auch keiner dieser "Ich drängel mich vor"-Tourismen, sondern mehr so ein "Achja Mensch, Sie auch hier. Schön hier, oder? Einfach toll" - mäßiger. �