Der vierte Tag I Mein erster Urlaub allein I Schwarzwald


Panorama am Titisee

Ohne Wecker und ohne Erwartungen an den Tag wachte ich in dem kleinen holzgetäfelten Zimmer auf, dass glücklicherweise noch nicht meinem sonst stets vorhandenem Unordnungssinn zum Opfer gefallen war.

 

 

Ganz im Gegensatz – ausnahmsweise sollte die Ordnung der Unterkunft die ganze Woche anhalten. Bestimmt nur, weil ich mir alá Marie Kondo, direkt am ersten Tag für jeden Gegenstand einen eigenen Platz eingerichtet hatte.

 

Ein bisschen verschlafen grüßte ich, wie die Tage zuvor und auch die darauffolgenden, das ältere Ehepaar im Frühstücksraum, hörte eine Folge Die Drei ??? beim Frühstück und überlegte, während ich Käsebrötchen und Müsli aß, was ich diesen Tag unternehmen könnte.

Der gestrige Tag steckte mir noch in den Knochen, erst der Säbel-Thoma-Weg und dann die Ravennaschlucht mit Umwegen, waren doch nicht so unanstrengend gewesen, wie gedacht.

Da das Wetter ganz hervorragend aussah, wollte ich zum Titisee und das angeblich klare Wasser genießen. Wegen der schon genannten gestrigen Abenteuer wollte ich heute auf größere Fußmärsche verzichten, weswegen ich die 10km Wanderweg mit einer fünfminütigen Zugfahrt eintauschte.

In Titisee angekommen (der Ort heißt auch Titisee … ich stelle hiermit die Kreativität der Ansässigen in Frage ...♥) stellte ich bald fest, dass das an diesem Tag vermutlich der Ort mit den meisten Menschen im ganzen Schwarzwald sein musste.

Die Strecke zwischen Bahnhof und See war mit Menschen übersät, was eventuell auch an den klassischen touristischen Läden lag, die die Straße säumten.

Nachdem ich einen kleinen Teil an der Promenade entlang gegangen war und mich an die Massen einigermaßen gewöhnt hatte, suchte ich einen Platz am Wasser, um das wunderschöne Panorama möglichst ungestört genießen zu können.

Zuerst dachte ich, ich könnte einige Zeit Gast im Freibad sein … aber die Schlange davor und der Blick hinein hielten mich doch davon ab. Im benachbarten Park hingegen waren noch einige Wiesenplätze frei, die direkt neben der Mauer zum See einen attraktiven Aufenthalt versprachen. Die Mauer war auch eher ein Mäuerchen, weswegen ich auch ein kurzes Bad mit einer kleinen Schwimmrunde genießen konnte. Die Sonne schien warm, fast heiß, am mit Schafwölkchen bestückten Himmel und das tatsächlich außerordentlich klare Wasser war eine willkommene Abkühlung. Trotzdem hatte ich beim Schwimmen plötzlich eine in diesem Ausmaß noch nie dagewesene Panik,

dass irgendetwas großes unter mir lauern, schwimmen, ruhen könnte, sodass die Schwimmrunde wirklich klein ausfiel. Aber am Kiesstrand konnte ich auch ganz hervorragend die Enten, die sich unter den großen Baum neben mir schatteten (das ist doch das Verb als Gegenteil zu sonnen ?!) beobachten. Außerdem schwammen kleine Fische immer wieder in Ufernähe. Eine Art hatte ich, völlig falsch, als Stör gedeutet, doch Störe gibt es schon seit den 80ern nicht mehr in Deutschland. Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, weswegen ich mich einfach über die Störe freute, die ich gesehen hatte.

Nachdem ich wieder vollständig getrocknet war, wollte ich das Bergpanorama um den Titisee herum nochmal aus einer andere Perspektive bewundern, und lief vom Park aus zur Bootsanlegestelle, wo ich der Versuchung als Mittagessen eine große Portion Eis zu essen nicht widerstehen konnte.

Da mich die vielen Menschen auf dem Boot nervös machten, obwohl sie natürlich auch den Mindestabstand einhalten sollten, entschied ich mich gegen eine Tour und wählte stattdessen einen Kiesstrand, wo mich wieder einige Enten besuchten.

 


Die Sonne auf dem Bauch, das Eis im Bauch verbrachte ich so den frühen Nachmittag. Zum ersten Mal wünschte ich mir wirklich jemanden im Urlaub dabei zu haben, denn so ein Seetag allein, war doch ein wenig trostloser, trotz Aussicht, Menschenmassen und Eis, als wäre man zu zweit gewesen.

Was sich für mich daher wie ungefähr 6 oder 8 Stunden angefühlt hatten, waren tatsächlich nur etwa 4 gewesen.. plus zum See laufen.

Zum einen etwas ernüchtert durch das Nicht-Teilen-Könnens, zum anderen trotzdem sehr erholt und begeistert von Sonne, See und Bergen, schlich ich noch eine kurze Weile durch die Touriläden, um mir einen Sonnenhut und einen neuen Rucksack zu kaufen. Den Rucksack nutze ich wirklich gerne, den Sonnenhut hatte ich seitdem kein einziges Mal auf... Naja!

Zurück in Hinterzarten wollte ich, nach einer Runde Yoga auf der Sonnenterasse, gegen Abend noch eine Bar oder Restaurant suchen, um einen abendlichen Umtrunk zu veranstalten, fand aber in keinem der Läden vor Ort auch nur einen freien Platz. Also griff ich auf meine Vorräte zurück und wollte in Ruhe auf der Sonnenterasse noch mein Buch weiter-lesen.

Doch da hatte ich die Rechnung ohne die Mitteilungsfreude und Neugier der deutschen Touristen gemacht: Stefan gesellte sich zu mir und wir kamen von Smalltalk, über seine Freudenstädter Studienzeit, die in den aufregenden Endsechzigern stattgefunden hatte, zu Politik in Afrika und dem Brexit zu sprechen. Als die Sonne dann schon eine kleine untergegangen war, hatte ich nicht das Gefühl die am See gespürte Leere gefüllt zu haben, aber als hätte ich eine gute Stunde über ziemlich viel geredet, was mich doch gar nicht so sehr interessiert hatte. Geschadet hat es mir aber, vermutlich, auch nicht.

  

 

Mit den Überlegungen, ob ich am nächsten Tag die Riesenwanderung auf den Feldberg und anschließend den Wasserfallsteig begehen sollte, oder doch am Schluchsee den Hirtenpfad und oder den Jägersteig mitnehmen wollte, konnte ich – doch ETWAS rot von der Sonne – mich in den nächsten Tag verabschieden.

 

Durch die relative Tatenlosigkeit hab ich auch nur einige wenige Videoschnipsel, die man aber im Video vom darauffolgenden Tag mit sehen kann:


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